Achtsamkeit und Heilung von Trauma

Hunde aus dem Ausland, schwierige Hunde, Problemhunde

 

Heute schreibe ich über ein Thema, mit dem ich mich schon seit einiger Zeit beschäftige. Dazu kam es, weil ich eine traumatisierte Hündin durchs Leben begleite und versuche, sie möglichst gut zu unterstützen. Auch im beruflichen Kontext, in der Wiedereingliederung von Menschen mit psychischen Herausforderungen, habe ich mit Trauma zu tun.

 

Ich bin weiss Gott keine Traumaspezialistin, habe aber über die Jahre eine Menge darüber gelernt. Trauma kann körperliche oder psychische Auslöser haben oder beides. Körper und Psyche hängen aber eng zusammen, und so ist auch bei rein emotionalen Traumata der Körper immer mit betroffen.

 

Unter Trauma versteht man ein Ereignis, welches für ein Individuum überwältigend ist. In einer Gefahrensituation stellt unser Körper eine gewaltige Menge an Energie zur Verfügung, damit wir entweder kämpfen oder fliehen können. Ist beides nicht möglich, erstarren wir und es besteht die Gefahr, dass diese immense Energie in unserem Körper stecken bleibt. Ist die Gefahr vorüber, wäre es deshalb sehr wichtig, dass sich diese Energie irgendwie entladen kann. Das kann durch haltloses Weinen, heftiges Zittern, davonrennen etc. geschehen. Wir sollten deshalb nie einen Menschen oder ein Tier davon abhalten, nach einem solchen Vorfall seinen Emotionen freien Lauf zu lassen. Kann nämlich keine Entladung stattfinden, bleibt diese Energie im Körper und wir sprechen von Trauma.

 

Hunde, wie auch Menschen, zeigen durch auffälliges Verhalten, dass etwas nicht stimmt. Menschen haben aber gelernt, vor allem in der Öffentlichkeit keine starken Emotionen zu zeigen, wir nehmen uns zusammen. Bei Tieren ist das anders. Einem Verhalten wie Hyperaktivität, andauerndes Bellen, Geräuschempfindlichkeit, Aggressionen jeglicher Art kann genauso ein Trauma zugrunde liegen, wie den offensichtlicheren Verhaltensweisen wie Zurückgezogenheit, Apathie oder Ängstlichkeit. Ich möchte aber betonen, dass solche Verhaltensweisen nicht unbedingt auf ein Trauma zurückzuführen sein müssen.  

 

Was wir im Hundetraining meistens machen ist zu versuchen, dieses unerwünschte Verhalten durch Training zu verändern. Dabei übersehen wir, dass jedem Verhalten ein Gefühl zugrunde liegt, das wir ebenfalls adressieren müssen, wenn der Hund in sein Gleichgewicht zurückfinden soll. Training kann funktionieren, und das tut es in vielen Fällen auch, aber der Hund wird weiterhin mit einem Gefühl von Unsicherheit, Hilflosigkeit, Wut, Frustration, innerer Unruhe oder was immer für ein Gefühl beim Entstehen dieses Verhaltens beteiligt war, durchs Leben gehen. Es wird dann zu einem antrainierten Verhalten, das nicht bei der Ursache ansetzt. Auf lange Sicht kann ein solcher Zustand krank machen.

 

Wenig bekannt ist, dass auch Welpen und Junghunde schon traumatisiert sein können. Überwältigende Gefühle können schon im Mutterleib oder später von einem Elternteil übernommen worden sein. Inzwischen weiss man aus der Forschung, dass Traumata sogar vererbt werden können. Wenn z.B. ein Mensch nachts Albträume hat von Kriegsgeschehen, die er nie selber erlebt hat. Und dann gibt es noch kollektive Traumata, die ganze Völkergruppen betreffen. Dies lässt sich auch auf unsere Haustiere übertragen, die seit Generationen mit dem Menschen zusammenleben und sehr ähnliche Erfahrungen machen.

 

Aber egal woher ein Verhalten kommt und ob Trauma involviert ist oder nicht, es gibt einen besseren Weg als Training. Mit einer Achtsamkeitspraxis, die du mit deinem Hund und auch mit jedem anderen Tier anwenden kannst, löst du die Gefühle auf, die hinter dem Verhalten stecken. Das gemeinsame Präsent Sein ist gleichzeitig heilend für beide. In einem meditativen Zustand werden die Selbstheilungskräfte angeregt, weil Körper und Geist aus dem Alarmzustand aussteigen können. Wenn das System in unserem Körper nicht ständig damit beschäftigt ist, irgendwelche Gefahren abzuwehren - was sein normaler Zustand ist, wenn wir unter Stress stehen - sondern stattdessen entspannen kann, dann hat er Zeit, Unrat wegzuräumen und notwendige Reparaturen durchzuführen. Wenn wir durch Präsent Sein im Hier und Jetzt diesen Zustand bei uns und bei unserem Tier immer wieder hervorrufen, kann mit der Zeit eine komplette Heilung eintreten.

 

Achtsamkeit ist eine höchst wirksame Methode, muss aber unbedingt richtig dosiert werden. Wenn wir zu schnell vorgehen, kann eine Retraumatisierung stattfinden. Dies trifft besonders bei unseren Tieren zu, wenn wir ihre Zeichen nicht wahrnehmen oder übergehen. Ein Mensch kann uns sagen, wenn seine Gefühle überwältigend werden, Tiere drücken sich auf andere Weise aus. Es gilt, die richtige Dosierung zu finden zwischen Gefühle zulassen und beobachten und in den sicheren Hafen zurückzukehren, bevor sie übermächtig werden.

 

Wie das funktioniert, kannst du mit der Trust Technique® lernen. Wenn du deinem Tier helfen kannst, alte belastende Gefühle loszuwerden und damit zusammenhängendes Verhalten abzulegen, wird es dir sein Vertrauen schenken. Es bekommt ausserdem mehr Selbstvertrauen und eure (vertrauensvolle) Verbindung wird wachsen.

 

Die Trust Technique ist Ausgeglichenheit Vertrauen Verbindung Heilung.

 


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